Am 3. Oktober ist es 50 Jahre her, dass auf Initiative des damaligen AStA einige mutige Studierende das Haus mit der Nummer 24 in der Frauenstraße besetzten, um seinen Abriss zu verhindern. In den 1970er-Jahren erlebte Münster einen Immobilienboom, Investoren versuchten, durch den Aufkauf von alten Immobilien und deren Verwandlung in Luxuswohnungen maximale Profite zu erzielen. Einher ging dies mit einer zunehmenden Verdrängung von alteingesessenen Mieter*innen. Schon damals herrschte, obwohl derzeit weniger als 25.000 Menschen in Münster studierten, große Wohnungsnot.

Als der Makler Hans Stürmer das Haus in der Frauenstraße 24 im Jahr 1971 erwarb, um es abzureißen und dort teure Appartements zu schaffen, formierte sich Widerstand. Nur zwei Jahre später führte dies zu einer der ersten Hausbesetzungen in Deutschland. Es entstand eine Protestbewegung, die in der Stadt rasch Unterstützer*innen fand. Nachdem der Makler schon 1974 in Zahlungsschwierigkeiten geriet, wurde der AStA, nachdem das Haus unter Zwangsverwaltung gestellt worden war, neuer Hauptmieter der Wohnungen. Nach langen Kämpfen um das Haus und mehreren Räumungsversuchen wurde die Besetzung im Jahr 1981 schließlich legalisiert. Seitdem vermietet der AStA weiterhin in der F24 günstige Zimmer an Studierende. Erst im letzten Jahr feierte die F24 dann den Verkauf an die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wohn+Stadtbau, durch den seine Existenz langfristig gesichert ist.

Heute steht die F24 nicht nur für bezahlbaren Wohnraum, sondern ist auch ein Zentrum für Kultur, Kommunikation und Gastronomie. Vor allem aber ist sie ein Symbol dafür, dass sich Kämpfen lohnt. Dass es in drastischen Situationen auch drastischer Maßnahmen bedarf, um sich für das Gemeinwohl und gegen die Profitinteressen einiger Weniger einzusetzen. Während den Besetzer*innen damals massiver Widerstand entgegenschlug, herrscht heute beinahe Konsens darüber, wie wichtig es war, das Jugendstilgebäude zu erhalten.

Das Symbol der F24 braucht es heute mehr denn je. Mit Blick auf den aktuellen Wohnungsmarkt wird deutlich: An der Problematik hat sich seit der Hausbesetzung nichts geändert, sie hat sich sogar massiv verschlimmert. Mittlerweile studieren über 60.000 Menschen in Münster, und es werden jedes Jahr mehr. Erst kürzlich wurde bekannt gegeben, dass durch einen Fehler bei der Studienplatzvergabe noch mehr Studierende als erwartet in Münster ihr erstes Semester beginnen werden.

In Münster treffen sie auf einen Wohnungsmarkt, der kaum noch bezahlbaren Wohnraum für sie bereithält. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Durch die Privatisierung der Landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft LEG im Jahr 2008 durch die Landesregierung und die Tatsache, dass immer noch mehr Sozialwohnungen aus der Sozialbindung fallen als neu gebaut werden, mangelt es an öffentlich gefördertem Wohnraum. So lag die Anzahl der Sozialwohnungen vor 20 Jahren noch rund 30% über der von heute.

Immer noch beuten einige private Wohnungsunternehmen mit überhöhten Preisen und schmutzigen Tricks immer noch Studierende aus. Unsere Beratungsarbeit zeigt uns jeden Tag: Trotz Mieter*innenrechten auf dem Papier sind die meisten Studierenden ihren Vermieter*innen de facto ausgeliefert. So berichten Studierende uns immer wieder von Wuchermieten, von nicht zurückgezahlten Kautionen oder nicht hinnehmbaren Mängeln in Wohnungen. Auch das Studierendenwerk, dessen Aufgabe die Versorgung mit studentischem Wohnraum ist, kann kaum Abhilfe schaffen. Denn durch den jahrzehntelangen Sparkurs der Landesregierung und die steigenden Grundstückspreise können kaum noch neue Wohnheime gebaut werden. Stattdessen entstehen vielfach private Wohnheime, die mit Preisen von teils über 600 Euro für ein Zimmer aufwarten- die 360 Euro, die im aktuellen BAföG für Wohnen vorgesehen sind, reichen hier hinten und vorne nicht.

Der Kampf für bezahlbaren und guten Wohnraum für alle ist also noch lange nicht vorbei. Statt symbolischen Wohnungsgipfeln und endlosem Lamentieren braucht es endlich sinnvolle Maßnahmen auf allen Ebenen: Dazu zählen eine adäquate Ausfinanzierung der Studierendenwerke, eine wirksame Nachschärfung der Mietpreisbremse, massive Investitionen in öffentlich geförderten Wohnraum und eine Anpassung der BAföG-Sätze auf ein deutlich höheres Niveau. Für all diese Maßnahmen müssen wir als Studierendenschaft, aber auch als Gesamtgesellschaft immer wieder laut werden. Wir müssen Öffentlichkeit und Bewusstsein schaffen. Auf dass uns die Geschichte der F24 Mut machen möge.